Text: M. Metschulat
Reframing Perspectives on Sustainability
Diesen sperrigen Titel haben wir nach zähem Ringen unserem Erasmus+ Projekt gegeben. In den heutigen Zeiten finden sich die Menschen mit dem Klimawandel und dem Konsum endlicher Ressourcen sowie einer Überlastung unserer Ökosysteme konfrontiert. Vielfältige Veränderungen werden nötig sein, um unseren Lebensstil anzupassen und trotzdem halten zu können. Nicht nur als Individuen, auch als Gruppe müssen Veränderungen in unserem Verhalten definiert werden, um eine nachhaltige Welt zu schaffen. Um dies zu erreichen, benötigen wir eine Betrachtung aus unterschiedlichen Perspektiven und müssen es schaffen, Fakten von Fiktion zu unterscheiden. Allerdings treffen bei diesen Themen häufig gegensätzliche, stark polarisierte Meinungen aufeinander, die konstruktive und offene Diskussionen erschweren. Menschen neigen dazu, gern in ihrer eigenen „Blase“ zu leben, was dazu führt, eingefahrene Sichtweisen zu verfestigen. So wird es schwierig sein, einen gemeinsamen Konsens und gemeinsame Strategien für eine Lösung unserer globalen Herausforderungen zu finden.
Unser Hauptziel ist es, die Schülerinnen und Schüler zu motivieren, engagierte und global denkende Akteurinnen und Akteure in diesem Wandel zu werden. Dieses Projekt stärkt das europäische Gemeinschaftsgefühl, fördert kritisches Denken im europäischen Kontext und eröffnet realistische Handlungsperspektiven in Europa. Bei der internationalen Teamarbeit werden Fremdsprachenkenntnisse angewandt und erweitert, Offenheit und Toleranz geübt und das europäische Bewusstsein aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer gestärkt.
An dem Projekt sind derzeit Schülerinnen und Schüler aus der 11. Klasse beteiligt. Jeder der Schüler und Schülerinnen nimmt an einem Austausch mit unseren Partnerschulen in Sint-Michielsgestel (Niederlande), Edinburgh (Schottland) und Desanzano (Italien) teil. Um einen Einblick in die europäischen und globalen Herausforderungen zu erhalten, fokussiert sich jede der sechstägigen Fahrten auf unterschiedliche Kernthemen, die im gastgebenden Land Diskussionsbedarf bereiten.
Die Niederlande: Lebensmittelproduktion und -konsum neu ausrichten
Die Schülerinnen und Schüler beantworten die Frage „Was kann ich tun?“ und untersuchen, inwiefern ihre eigenen Entscheidungen und ihr eigenes Verhalten von anderen beeinflusst wird, aber auch andere beeinflussen kann.
Italien: Mülltrennung und -verwertung
Die Schülerinnen und Schüler untersuchen die Herausforderung im Umgang mit Mülltrennung und – verwertung und promoten gute Handlungsbeispiele, um etablierte Gewohnheiten und Muster zu durchbrechen
Schottland: Plastik
Die Schülerinnen und Schüler versuchen, die Problematik von Plastik neu zu durchdenken und eine veränderte Einstellung bei sich und anderen zu erreichen, indem sie unterschiedliche Standpunkte betrachten.
Deutschland: Energiewende
Die Schülerinnen und Schüler untersuchen die Balance zwischen Energieproduktion, Energiesicherheit und Nachhaltigkeit, um ihr eigenes Verhalten und ihren eigenen Einfluss auf die Energiewende zu überdenken.
Am Ende des Projekts erhoffen wir uns, dass neue grenzüberschreitende Freundschaften entstanden sind und das Selbstbewusstsein in der Fremdsprache Englisch gestärkt wurde. Außerdem wünschen wir uns, dass die Erfahrung einer internationalen Teamarbeit an einem längeren Projekt vor allem eine gesteigerte Bereitschaft bei den Teilnehmern und Teilnehmerinnen hervorgerufen hat, sich für ihre Ziele in Europa stark zu machen und als mündige Bürgerinnen und Bürger zu agieren.
„EUROPA NATÜRLICH!“
Das Projekt „Europa Natürlich! Wald und Meer – Vielfalt und Verantwortung“ ist aus der Identifikation der beteiligten Schulen mit ihrem direkten Umfeld entstanden. Die KGS Waldschule Schwanewede liegt am Forstwald, dem sie auch ihren Namen verdankt und das Collège Gran Man Difou in Maripasoula mitten im Regenwald.
In Französisch-Guayana sind die Ökosysteme Wald und Meer durch die Mangroven untrennbar miteinander verbunden, das nördliche Niedersachsen ist durch die Nähe zur Nordsee geprägt. Sowohl die Wälder als auch das Meer sind durch menschliches Einwirken in beiden Ländern empfindlich bedroht. So liegt es im Interesse beider Schulgemeinschaften, sich in einem europäischen Projekt zu engagieren, das Wald und Meer in den Fokus nimmt und den Schutz dieser Ökosysteme zum Ziel hat.
Unser Hauptziel ist, die SuS zu motivieren, engagierte Akteurinnen und Akteure im Umwelt- und Klimaschutz zu werden. Dieses Projekt stärkt zudem das europäische Gemeinschaftsgefühl, fördert kritisches Denken im europäischen Kontext und eröffnet realistische Handlungsperspektiven in Europa. Wir unterstützen die Schülerinnen und Schüler bei der Entwicklung von Schlüsselkompetenzen wie Kommunikationstechniken, Methodenkompetenz wie Recherchemethoden und Präsentationstechniken sowie naturwissenschaftliche Untersuchungsmethoden. Bei der internationalen Teamarbeit werden Fremdsprachenkenntnisse angewandt und erweitert, Offenheit und Toleranz geübt und das europäische Bewusstsein aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer gestärkt.
An dem Projekt nehmen insgesamt ca. 27 Schülerinnen und Schüler aus Schwanewede und Maripasoula teil. Die Herkunft dieser Kinder könnte vielfältiger nicht sein was Kulturen, Muttersprachen, Religionen, familiäre und finanzielle Hintergründe und Bildungschancen angeht. Wir möchten mit diesem Projekt alle Benachteiligungen überwinden und den Schülerinnen und Schüler Zukunftsperspektiven in Europa eröffnen. Die Schülerinnen und Schüler erfahren, dass auch Kinder aus dem unbedeutenden Schwanewede, dem entlegenen Maripasoula oder gar aus einem abgeschiedenen Dorf Haut Maroni EU-Bürgerinnen und -bürger mit einer Stimme sind und engagieren sich für Umweltschutz in Europa. Methodisch geben wir den Schülerinnen und Schüler zunächst Gelegenheit in Theorie und Praxis naturwissenschaftliches Arbeiten zu erlernen und naturwissenschaftliche Zusammenhänge zu verstehen, z.B. zwischen Atlantik und Nordsee als gemeinsames Ökosystem, die besondere Bedeutung der Mangrovenwälder für den CO2-Kreislauf und die Einzigartigkeit des norddeutschen Wattenmeers. Die Schülerinnen und Schüler wissen, dass Wälder die Lunge unserer Erde sind und vergleichen die Artenvielfalt des tropischen Regenwaldes mit der des europäischen Mischwaldes. Sie verstehen, wie wichtig der Regenwald für unser Klima ist und können die Gefahren von Rodungen und der Ausrottung von Tierarten einordnen.
Da die Schülerinnen und Schüler noch sehr jung sind, erfolgt diese Arbeit weitestgehend handlungsorientiert. Die Schülerinnen und Schüler besuchen sowohl Orte, wo die Natur gefährdet ist als auch Orte, wo erfolgreich Natur- und Artenschutz praktiziert wird oder wo Menschen sogar im völligen Einklang mit der Natur leben. Sie sammeln Informationen und Material für eine Ausstellung und führen Interviews zu Europa und Umweltschutz mit den Menschen, denen sie begegnen. Die Schülerinnen und Schüler erkennen die Notwendigkeit, die Natur zu erhalten und vor weiterer Zerstörung durch den Menschen zu schützen. In Arbeitsgemeinschaften wird gemeinsames Handeln auf Grundlage eines gesamteuropäischen Verantwortungsgefühls initiiert. Die Schülerinnen und Schüler entwickeln Ideen zur Informationsweitergabe, zum aktiven Umwelt- und Artenschutz und zur Nachhaltigkeit. Außerdem nehmen die Schülerinnen und Schüler Kontakt auf zu NGO’s wie Greenpeace, BUND und NABU, um sich über Mitmachaktionen zum Umwelt-, Arten- und Klimaschutz zu informieren. Durch die gemeinsamen Aktionen wird demokratisches Handeln und aktive EU-Bürgerschaft gefördert. Die Schülerinnen und Schüler drehen einen Motivationsfilm für Schüleraustäusche, gestalten ein Informationsleaflet über das Projekt und erarbeiten eine Ausstellung über die europäische Vielfalt in Wald und Meer für den Klima-Tag 2021 in Schwanewede / die <
Wir wollen das Europa- und das Umwelt-Profil beider Schulen stärken, indem die Themen des Projektes durch die Fachkonferenzen Eingang in die schulinternen Curricula der o.g. Fächer und damit in den Unterrichtsalltag finden. Dies entspricht auch dem Bestreben, die „17 Ziele zur Nachhaltigen Entwicklung“ in den Schulen zu verankern. Bei den teilnehmenden Schülerinnen und Schüler erwarten wir nicht nur fachlichen Lernzuwachs und ein gesteigertes Interesse an Naturwissenschaften, Europapolitik, und Fremdsprachenlernen, sondern nach der Erfahrung internationaler Teamarbeit an einem bedeutungsvollen Projekt eine starke Persönlichkeitsentwicklung, mehr Selbstbewusstsein und eine gesteigerte Bereitschaft, sich für ihre Ziele in Europa stark zu machen und als mündige Bürger zu agieren.
Hier erhalten Sie Einblick in die zahlreichen Maßnahmen und Aktionen an der Waldschule.
Text: C. Steinwender-Haß